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Als 2003 im Albulatal der erste Mr. Heubuuch gewählt wurde, glaubte kaum jemand daran, dass dies mehr als eine Eintagsfliege sein würde. Cordo Simeon, Initiant der bäuerlichen Misterwahl, erinnert sich: «Das Landwirtschaftsamt zum Beispiel hat uns von der Weiterführung abgeraten, viele glaubten damals nicht an den Erfolg unseres Konzeptes.» Dieses beinhaltet vor allem eines: den Brückenbau zwischen Stadt und Land. «Wir wollten von Beginn an Werbung für die Schweizer Bauern und die Landwirtschaft machen. Und für die Schweizer Randregionen – das Albulatal liegt ja bekanntlicherweise nicht gerade im Zentrum der Schweiz und steht auch nicht im Zentrum des öffentlichen Bewusstseins. Genauso wenig wie die Landwirtschaft.»
Anfang einer Lawine
Ganz der typische Bauer, gaben Simeon und seine OK-Mitstreiter nicht viel auf die Unkenrufe, ein solches Konzept habe keine Zukunft: Sie wollten Werbung machen für sich und ihre Berufskollegen. Das Verständnis in der Stadtbevölkerung fördern, Stadt und Land zusammenbringen, das Image ihres Berufes und ihrer Lebensart verbessern. Ziele, welche heute von vielen verfolgt werden und nicht mehr so wahnsinnig speziell anmuten. «Deshalb denken wir auch, dass der Mr. Heubuuch seinen Dienst getan hat. Wir haben viele Steine ins Rollen gebracht, in der Lawine braucht es uns nicht mehr unbedingt», so Simeon.
Mr. Schweiz
Mit dem zweiten Mr. Heubuuch, Renzo Blumenthal, wurde ein wichtiger Stein in der Image-Lawine für die Landwirtschaft ins Rollen gebracht. Cordo Simeon hat ihn persönlich für die Mr.-Schweiz-Wahl angemeldet. Was er damit auslösen würde, war ihm zuerst natürlich nicht klar: «Wir freuten uns unsäglich, als er als Landwirt und Bündner als Finalist gewählt wurde. Dass er dann auch Mr.Schweiz wurde, damit hatten wir in den kühnsten Träumen nicht gerechnet, das hat uns schlicht umgehauen.» Die Heubuuch-Organisatoren freuten sich über den Erfolg. «Renzo hat mit seiner Person und seiner Medienpräsenz enorm viel bewegt.»
Nicht unbemerkt
Ab 2006 wurde dann der Mr. Heubuuch, was auf Bündner Mundart nichts anderes als Landwirt heisst, schweizweit durchgeführt. Das OK hielt nicht nur am Standort für die Wahl, Bad Alvaneu im Albulatal, fest, sondern auch an seinen Prinzipien. «Wir haben auch Sponsoren abgewiesen, weil wir unabhängig bleiben und nicht zum Werbeträger mutieren wollten.» Auch am Stil der Show, welche mehr als eine Schönheitswahl bleiben sollte, wurde nichts geändert, obwohl das Konzept nicht überall verstanden wurde. Eine enge Zusammenarbeit mit dem SBV kam trotz intensiver Verhandlungen nicht zustande. «Wir wollten uns unsere Eigenständigkeit bewahren, unabhängig bleiben.» Diese Echtheit schien für Sponsoren und Publikum spürbar. Das von Agroimage 2007 initiierte «Naturtalent», eine offensichtliche Kopie des Mr.-Heubuuch-Konzeptes , blieb ohne Erfolg. Dazu Simeon: «Kein Kommentar. Wir hatten Erfolg und und erreichten unsere Ziele über Jahre. Nur das zählt für uns.»
Es läuft
Inzwischen gilt die Landwirtschaft offenbar als sexy und imagefördernd, zahlreiche Unternehmen und Organisationen werben mit ihrer Nähe zur Natur und zur Landwirtschaft. «Das Problem hat sich wohl etwas verlagert. Heute müssen wir eher um die Wertschätzung unserer Arbeit kämpfen», spricht Simeon die meist unbefriedigenden Produktepreise und ihre Konkurrenz mit ausländischen Produkten an. Vor allem die Konsumenten müssten jetzt angesprochen werden. «Hier könnten Produkteprinzessinnen und -königinnen sicher einiges bewegen.» Ausserdem sei es am schönsten, im Erfolg aufzuhören. «Alles hat einen Anfang und ein Ende, für uns stimmts so.»
Lukrative Übernahmeangebote für die Marke «Mr. Heubuuch» hat Simeon bereits ausgeschlagen. «Wir wollen nicht, dass Mr. Heubuuch für Marketingzwecke missbraucht wird. Will jemand die Marke in unserem Sinn weiterführen, bin ich für alles offen.» Ideologie vor Geld. Auch hier bleibt Simeon seinen Grundsätzen treu.